...weitere Leseprobe zum Thema Computermanipulationen
 
Das gute Verhältnis der Kollegen in der Kalkulationsabteilung wurde auch durch einige Streiche nicht dauerhaft getrübt. Manchmal herrschte für einige Stunden eine gespannte Atmosphäre. Doch immer wieder glätteten sich die Wogen.
An einem Montag morgen kam Raber etwas verspätet, doch sichtlich gut gelaunt in das Großraumbüro.
Seine Kollegen erkundigten sich erwartungsvoll, ob er ein schönes Wochenende verbracht hätte.
»Ja, danke es war sehr schön«, erwiderte Raber und schmunzelte dabei genüßlich, in Gedanken an die vergangen Tage.
Als er seinen Computer betätigte, verging sein Lächeln.
»Er nimmt mein Passwort nicht mehr an. Ich verstehe das nicht.«
»Hast du es an deinem tollen Wochenende vielleicht vergessen?«
»Ich werde doch wohl den Namen meiner Frau noch wissen.«
»Dann hast du dich halt vertippt.«
»Aber doch nicht dreimal hintereinander.«
»Warte bis Rudi kommt. Der hat ein Programm, das die Passwörter lesbar macht.«
»Ich frage mich sowieso was der Unsinn mit den Passwörtern soll, wenn jeder Profi sie erkennen kann«, knurrte Raber.
»Es könnte ja ein Fremder hier hereinspazieren«, entgegnete Leinen.
Als Thomé endlich die Abteilung betrat, mußte er sich als erstes dem Problem Rabers widmen. Er schob eine Diskette in den Computer und nach einigen Tastatureingaben stellte er fest:
»So da haben wir es wieder. Iris.«
»Wieso Iris?«
Raber war rot angelaufen. Die Kollegen verzogen keine Miene.
»Stimmt was nicht?« erkundigte sich Thomé.
Fassungslos sah Raber in die Runde, bis er schließlich mühsam stammelte:
»Meine Frau heißt Helga!«
Grinsen und Lachen begleiteten diese Bemerkung. Raber hatte sich mit Iris, der hübschen Sachbearbeiterin aus der Buchhaltung angefreundet. Nun, der Bursche sah schon beeindruckend aus mit seinen aufgehellten Haaren und seiner im Solarium gebräunten Haut. Auf Dauer konnte dieses Techtelmechtel nicht geheim bleiben. Zwar verabredeten sich die beiden in entlegenen Landgasthöfen. Doch auch dort verkehrten Mitarbeiter von SES Interstahl. Die Kollegen wünschten Raber in letzter Zeit mit besonderem Nachdruck ein schönes Wochenende. Gedanken hatte er sich darüber bis jetzt nicht gemacht.
»Ihr sagt doch hoffentlich nichts meiner Frau!«
»Aber wo denkst du hin. Wir gönnen dir doch die kleine Freude, damit du den tristen Büroalltag vergißt.«
Rudi Thomé unterbrach das Lästern.
»Jetzt wird schön brav erneut die Helga eingegeben. Damit ist die Welt wieder in Ordnung. Du kannst dich darauf verlassen, niemand von uns wird dich verpetzen. Das ist deine Privatangelegenheit; die geht uns nichts an.«
Das Thema wurde daraufhin nicht mehr angesprochen.
 

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