Hollmann, der am
Server jede Tätigkeit Thomés verfolgte, fiel auf, dass dieser früher als üblich
seine Arbeit abschloss. Nicht ohne Neid musste er immer wieder die Kompetenz
Thomés feststellen. Hollmann war auf der Hut. Er wollte auf keinen Fall eine
Erweiterung der Befugnisse von Thomé zulassen.
Am nächsten Tag kam Thomé etwas später zur Arbeit. Die Verletzungen seiner
Tochter sorgten für eine unruhige Nacht. Doch war ihr gesundheitlicher Zustand
nicht bedrohlich. Die Gedanken an seine häuslichen Probleme wurden jäh durch die
Aufregung, die in der Kalkulationsabteilung herrschte, unterbrochen.
Hollmann hielt einen Vortrag über Viren. Er hätte immer davor gewarnt, fremde
Programme oder Spiele mit in die Firma zu bringen.
»Was ist los?« erkundigte sich Thomé.
Zuerst herrschte ein betretenes Schweigen.
»Heute morgen wollte ein Baustellenleiter seine Fertigungsdaten in das Programm
eingeben. Nichts funktionierte. Das ganze Projekt ist ja wohl ein Flop!«
Hollmann sprach das Wort sehr akzentuiert, mit einem gewissen Genuss aus.
»Wieso?«
»Ihr Programm läuft nicht. Da Sie heute morgen nicht anwesend waren, musste ich
mir Ihre Stümperei ansehen. Sie hatten es gestern sehr eilig und versäumten
dabei, Ihre Arbeit ordnungsgemäß abzuschließen. Ihre Privatangelegenheiten sind
Ihnen offenbar wichtiger, als die Tätigkeit in der Firma.«
»Ich habe das Programm gestern überprüft. Es lief im Netzwerk einwandfrei.«
»Dann waren es wohl Viren«, erwiderte Hollmann sarkastisch.
Hollmann bluffte, und beide wussten es.
»Ich habe den Quellcode auf meinem Rechner und werde danach das lauffähige
Programm neu generieren.«
Thomé wollte keine nervenaufreibende Diskussion mit Hollmann vor allen Leuten.
Sein Programm war in Ordnung. Aber ihm war ein gravierender Fehler unterlaufen:
Thomé hatte die Sicherheitsgrundsätze der Programmierer außer Acht gelassen.
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